Hat ein Garten Eden auch GärtnerInnen?

In den wesentlichen Glaubensbekenntnissen wird davon berichtet, dass es ein Paradies, einen Garten (Eden) gibt.
Warum sprechen diese Religionsbekenntnisse nicht von einem Acker, einem Wald, einer Weide oder sonst irgendeiner denkbaren Landschafts- resp. Kulturraumbezeichnung?

Und schon sind wir mitten drin.

Kulturraum!

Ein Garten ist eine Beschreibung für einen kultivierten und damit auch gegenüber der unbearbeiteten Natur abgegrenzter Bereich einer Landschaft. Ebenso wie ein Acker oder ein Forst oder gar eine Weide. Doch mit der Bezeichnung Garten verbinden wir eine deutlich vielfältigere Vorstellung als mit den Begriffen Acker, Weide, Forst o.ä.. Gärten haben in der Vorstellung der Menschen schon immer eine sehr positive Verbildlichung hervorgerufen. Beispiel: die hängenden „Gärten“ von Seramis im antiken Babylon am Euphrat gelegen. Die GärtnerInnen dieses Gartens kannten bereits die Kunst des Terrassenbaus und haben durch die Mehrstufigkeit folglich auch die Kunst des kontrollierten Bewässerns gekannt und ganz sicher damit auch Ahnung von Bodenbildung und Bodenpflege gehabt. Also kurz und gut, es waren ganz hervorragende GärtnerInnen.

Zurück zum Garten Eden, dem Paradies. Als rein logische Schlussfolgerung darf ich demnach konstatieren, dass ein Garten Eden, also ein Paradies über kundige GärtnerInnen verfügt, sonst wäre es ja kein Garten sondern ein Acker, Und selbst der bedarf kundiger Menschen, um ihn zu pflegen und zu erhalten und darauf Nahrung zu gewinnen. Eine Weide oder gar ein Forst sind ebenfalls kulturlandschaftliche Entitäten, die kundiger Menschen bedürfen, um sie zu pflegen und zu erhalten. Doch die Gartenkunst sticht schon alleine deshalb hervor, weil sie nicht nur ernährungsschaffende Aspekte aufweist, sondern eben auch ästhetische und rekreationsorientierte.  Und wenn es GärterInnen gibt, die sich nach einem göttlichen Plan richten, dann ist der oder die „Planvolle“ (Gott oder Göttin) dem Gärtnereiwesen und der Gartenkunst wohl sehr zugetan und weiß genau weshalb und warum ein Garten einem Acker, einer Weide oder einem Forst vorzuziehen ist. Und wir Menschen haben folglich diese Orientierung übernommen, indem wir von paradeisos, einem umgrenzten Bereich, also einem Kulturraum sprechen, der göttlicher nicht sein kann, denn wir implizieren damit das sog. Paradies oder eben den „Garten“ Eden.

Und zu der heutigen konventionellen Landnutzung mit Ackerbau und ggf. sogar Forstanteilen kann ich nur sagen, sie ist überhaupt nicht paradiesisch. Im Gegenteil, sie macht uns immer mehr Probleme. Bodendegradation, Grundwasserabsenkungen oder das Gegenteil Staunässebildung, Verarmung der Biodiversität durch Monokulturen, Rückbau von Feldrandgebüschen, Einsatz von Bioziden, Fungiziden und Mykoziden und und und.. Mit einem Garten Eden oder einer paradiesischen Situation hat das gar nichts gemein, noch nicht einmal ansatzweise. Flurbereinigungen, gnadenloses Abholzen von Wäldern ohne adäquate Wiederaufforstungen lassen hier keinerlei Hoffnung mehr zu, dass sich die Häufigkeit von Zusammenbrüchen ganzer Ökosysteme noch abwenden lässt.

Und deswegen plädiere ich eindeutig und dringendst dafür, die Landnutzungssysteme umzustellen, sonst nimmt schon in absehbarer Zeit (von heute aus gesehen in 10-25 Jahren) die Degradation und Devastierung unseres Kulturraumes so weit zu, dass ernsthafte ökologische Probleme sogar die nationale Versorgung gefährden werden. Und das nur, weil die handelnden Menschen sich nicht mehr an den eigentlichen religiösen Aussagen eines Garten Eden orientieren wollen, sondern lieber einer kurzsichtigen und widerlich neoliberalen Orientierung des schnellen Geldes folgen. Interessant für mich ist dabei, dass der Großteil der Menschen still hält und den vermeintlich Verantwortlichen nicht gehörigst die Leviten liest und sie qua Auftrag dazu bringt, deutlich göttlicher sich zu verhalten.

Zudem das Wissen um eine nachhaltige Landnutzung und damit einhergehend einer Erhöhung der Vielfält des Ökosystem und der Biotope(-verbünde) über die Kleinräumigkeit und Erhöhung der Grenz- und somit energetischen Austauschflächen eine sehr positive Wirkung auf die Mikroklimate generiert. So kann z. B. die Wasserhaltungskapazität eines permakulturellen Landnutzungssystem nachweislich den Faktor 10 über dem der konventionellen Landnutzungsmuser liegen und erreicht damit Grade, die auch einen positiven Rückkoppelungseffekt auf die Meso- und Makroebene haben. Und damit kann der globalen Erwärmung entgegengearbeitet werden. Oder ist es so schwer, neue Bäume und Gebüsche zu pflanzen und aus der ausgeräumten eine gartenähnliche Kulturlandschaft zu machen?!

Ich denke, das ist recht einfach. Allerdings müssen wir alle dafür Sorge tragen, uns klar und bestimmt dem Garten Eden zuzuwenden und nicht einer Ausbeutung und damit Vernichtung der Vielfalt, Ertragsfähigkeit und so weiter!

Seid´gesegnet!